Über das Theaterstück „Trecker kommt mit“
Ich dachte immer, ein Trecker wäre einfach nur ein Trecker. So ein lautes, langsames Gefährt, das abseits von Feld und Wiesen zu nichts zu gebrauchen ist.
Ich lag falsch.
Ein Trecker kann im Grunde alles. Zumindest, wenn es nach Anna geht. Ist der Wald zu weit weg? Trecker schiebt ihn näher ran. Ist das Wetter schlecht? Picknick unterm Trecker. Gibt es keinen See? Trecker hebt einen aus. Für Anna ist daher klar: „Trecker kommt mit!“
Ihre Familie wird umziehen. Weg vom Land, rein in die Stadt. Die Eltern haben das entschieden, über Annas Kopf hinweg. Und die sagt: Na gut, aber nur, wenn Trecker mitkommt.
Die Vorstellung „Trecker kommt mit“, angelehnt am gleichnamigen Bilderbuch, passt nach Bostelwiebeck. Ein Stück über die Zukunft in Stadt und Land, und über einen Trecker als Vehikel, relevante gesellschaftliche Themen zu verhandeln.
Auch in der Stadt kann man ihn super gebrauchen. Findet Anna. Einen Stau schiebt er einfach weg! Beim Großeinkauf ist er auch sehr praktisch. Und was macht man bitte ohne Trecker, wenn einem ein Kran oder ein Elefant begegnet?
Das Kind hängt an seinem Gefährt. Trecker ist vertraut. Trecker ist Heimat. Heimat lässt man nicht einfach los. Aber leider, so sagen die Eltern, kriegt man niemals ganz genau, was man sich wünscht. Als Kind ohnehin nicht.
Im Schnitt alle sieben Jahre zieht eine Person in Deutschland um. Und die Bereitschaft, den Wohnort zu wechseln, nimmt jährlich zu. Laut der Umzug AG ziehen derzeit jedes Jahr über 9 Millionen Menschen um. Studien zeigen: Je häufiger Kinder umziehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Probleme mit Kriminalität, Drogenabhängigkeit und psychischen Erkrankungen bis hin zu Suizid bekommen. Unabhängig vom sozialen Status der Umziehenden.
Mehr noch als vom ländlichen oder städtischen Raum erzählt „Trecker kommt mit“ von einem Kind mit klar kommuniziertem Willen. Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber oft nicht. Zuhören lohnt sich jedenfalls, die kindlichen Gedanken bergen viele Denkanstöße. Etwa als Anna fragt, wie es sich wohl anfühlt, auf beengtem Raum in der Stadt zu wohnen: „Wie ein Adler im Schuhkarton? Wie eine Kuh im Koffer? Warum sollte man dort leben?“
Anna artikuliert sich. Sie hat eine Stimme. Kinder brauchen eine Stimme. Auch und gerade dann, wenn es um wichtige Entscheidungen geht.
Über die gesamte Dauer des
'Zeltplatz der Zivilisation' verwaltet der überregional bekannte Journalist und Fotograf Philipp Awounou die wichtigsten Postdienste vor Ort. Alles was auf dem Zeltplatz passiert, geht über die Poststelle nach draußen. In persönlichen Briefen, griffigen Telegrammen, ganzen Zeitungsartikeln und mit Fotos begleitet, kommentiert und reflektiert Philipp Awounou das Geschehen. Dadurch bleiben wir nicht nur alle auf dem Laufenden, sondern sind zugleich eingeladen, die eigenen Erlebnisse oder Gedanken in neue Fächer zu sortieren.
Wer regelmäßig aus der Poststelle beliefert werden will, kann die Sendungen unter
kontakt@jahrmarkttheater.de abonnieren.